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Geschichte

Der Versuch einer Geschichte des Dorfes Obermeiser

 

 

Die Geschichte des Schützenverein 1695 Obermeiser ist eng mit der Geschichte des Dorfes Obermeiser verbunden, denn der Grund für das Zusammenschließen der wehrfähigen Männer zu einer Schützengesellschaft war nicht etwa die Ausübung des Schießsportes in der heutigen Prägung, sondern der Schutz des Ortes und seiner Bewohner vor gewaltsamer Beeinträchtigung von Leib und Leben sowie der Wegnahme von Erntevorräten und Vieh.

 

Die sportliche Zielsetzung ist erst lange Zeit nach Gründung des Vereins, der erstmalig urkundlich lange vor dem Jahr 1695 erwähnt worden ist, in den Vordergrund getreten.

 

Sich mit seiner Geschichte zu beschäftigen und Traditionen zu pflegen, ist ein wesentlicher Teil unserer Vereinsarbeit. Viele Dichter, die lange vor unserer Zeit lebten, haben sich mit dieser Thematik beschäftigt:

 

 

 

 

Die Vergangenheit ist ein Teil von uns selbst,

vielleicht der wesentliche Teil.

- was ist ein Baum ohne Wurzeln?

was ist ein Fluss ohne Quelle?

was ist ein Volk ohne seine Vergangenheit?

 

Victor Hugo, franz. Dichter (1802 - 1885)

 

 

 

 

Ein Volk, das seine eigene Geschichte nicht kennt,

versteht sich selbst und seine Gegenwart nicht.

Erst durch die Geschichte wird ein Volk sich seiner

selbst vollständig bewusst.

 

Adalbert Stifter (1805 - 1868)

 

 

Bei nachfolgendem Text handelt es sich um Abschriften aus der lange verschollenen Chronik Obermeisers, die durch eine glückliche Fügung wieder zugängig gemacht werden konnten sowie um Abschriften aus den persönlichen Aufzeichnungen des ehemaligen Bürgermeisters Dietrich Lohne. Die letztgenannten persönlichen Aufzeichnungen befinden sich heute im Besitz seines Urenkels, Holger Neumeyer. Die Schreibweise und der Satzbau der Ausführungen wurden gegenüber dem Original nicht verändert und heutigen Redewendungen angepasst. Daher fällt es oft schwer, die teilweise verschachtelten Sätze gleich im ersten Anlauf zu verstehen. Begriffe wurden - da wo es für das Verständnis erforderlich war - durch Erläuterungen, die in Klammern gesetzt wurden, ergänzt.

  

Widmen wir uns nun der Geschichte von Obermeiser und - da wo es möglich ist - den Besonderheiten um den Schützenverein:

 

 Die ältesten Zeiten der hessischen Geschichte und auch die der Sondergeschichte unseres Tales sind in tiefstes Dunkel gehüllt. Julius Cäsar (102 bis 44 vor Christus) berichtet in seinem Buch über den gallischen Krieg (Buch 6, Seite 29), dass gallische Völkerstämme, von Osten kommend, bis zum Harz vorgedrungen seien und sich im Weser- und Diemelgebiet niedergelassen hätten.

 

Titus Livius (59 vor Christus) erzählt uns in seinem fünften Buch, Seite 34 ff., dass 616 bis 578 vor Christi Geburt keltische Völkerstämme in das heutige Hessengebiet eingewandert seien. Schon lange vor Christi Geburt herrschte also eine außerordentliche Unruhe und Beweglichkeit unter den größten deutschen Völkern, alle drängten dem Rhein, den wärmeren Landstrichen, zu.

 

Der Chattenstamm ließ sich in Niederhessen nieder und behauptete gegen das Sachsenvolk den in Besitz genommenen Boden. Der aus dem Wort Chatten gebildete Name Hessie oder Hessen taucht erst wieder im Jahre 720 auf, als die römische-kirchliche Mission in unserer Gegend ihre Tätigkeit entfaltete.

 

 

Ihrer Religion nach waren unsere Vorfahren Heiden. Sie dachten sich Naturerscheinungen als persönliche Wesen und erwiesen ihnen ihre göttliche Verehrung.

 

 

Die höchsten Götter waren: Wuotan, Donar, Ziu, Freia und Ostara. Wuotan, die geistige durchdringende Kraft, äußert sich im Brausen des Sturms und im Toben der Schlacht. Mit blauem Mantel angetan, der Himmelsfarbe, mit Helm und Harnisch, Schwert und Speer sitzt er hoch zu Ross, golden der Helm und golden des Pferdes Mähne, die Strahlen der Sonne. Ein Auge hat er nur, es ist die Sonne, die alles Sehende, das andere Auge hat Wuotan im Meer versenkt, das Verborgene zu erkennen.

 

 

Neben Wuotan zollten die Chatten dem Donar, dem Gott des Ackerbaues, der die befruchtenden Gewitter sendet, Verehrung. Dem Gott Ziu, dem Siegeshelfer, brachten die Chatten große Verehrung zuteil; die kräftigsten und gewandtesten Jünglinge veranstalteten zu gewissen Zeiten dem Ziu zur Ehre Schwerttänze.

 

 

Die Hauptfeste des Götterkultes waren vermutlich mit Versammlungen des Volkes vereinigt, in welchen die wichtigen Angelegenheiten beraten wurden. Die Feste dauern mehrer Tage und Opfer brachte man den Göttern dar.

 

 

Das fränkische Völkerbündnis war dem Sachsenvolk ein Dorn im Auge und unser Tal war oft genug ein Tummelplatz der streitenden Parteien, bald in den Händen der Sachsen und bald in den Händen der Franken.

 

 

Zurzeit Karl des Dicken von 876 bis 887 wird ein Graf Konrad zu Fritzlar genannt. In dem Kampfe dieser Fürsten gegen Adalbert von Bebenberg 906 stand das Aufgebot des sächsischen Hessengaues auf Seiten Konrads.

 

 

Der gleichnamige Sohn und Nachfolger wohnte als Graf von Gutenberg 908 in Fritzlar. Seine Macht und Einfluss waren weit größer als die seines Vaters und überstieg das Ansehen eines Herzogs, als dieser Konrad von Franken 911 die Kaiserwürde erlangte, übergab er die Verwaltung des Hessengaues seinem mächtigen Bruder Eberhardt.

 

Die Sachsen widerstrebten aber immer weiter der Herrschaft der fränkischen Richter und wollten sich, obwohl man ihnen sächsisches Recht gelassen hatte, dem Gutensberger Grafen nicht fügen. Infolge entbrannten zwischen Sachsen und Franken für letztere erfolglose Kriege.

 

 

Herzog Eberhard von Franken brachte 919 nach dem Tode seines Bruders, des Königs Konrads I., auf dessen Wunsch dem Sachsenherzog Heinrich die Krone. Das hinderte ihn jedoch nicht, dem Sohne Otto I. nach der Thronbesteigung den Kampf anzusagen, in dem Eberhardt 939 sein Leben verlor. Dabei kam es auf dem Meierhofe bei Laar am Walde, auf der rechten Seite des Warmebaches, wo sich heute noch Mauerreste und Verschanzungen zu finden sind, in denen sich Eberhardt gegen Otto zu behaupten versuchte, zur Schlacht.

 

Kaiser Otto übernahm den Hessengau nun als Reichsgut; für die Jahre 942-965 ist darin Graf Elli bekannt. Otto II. gab 980 den Gau an Kloster Korvey. Von ihm wurde 990 als Graf im Nethe-, Hessen- und Ittergau Dodichos eingesetzt. Dieser verwaltete das Gebiet von der Burg Warburg aus. Sie hieß damals wie die gleichnamige Burg bei Eisenach (Thür.) Wartburg und lag in dem nach Südwesten vorspringenden Teil der Stadt (Friedhof), die sich noch Jahrhunderte Wartburg nannte.

 

Der Gau, in lateinischen Urkunden "pagus" genannt, war bis zum Mittelalter die räumliche und auch politische Unterteilung des Siedlungsgebietes eines germanischen Stammes. Der Gau wiederum gliederte sich in mehrere Hundertschaften, auch Zenten genannt, vom lateinischen centum = hundert. Die Zent war die kleinste Einheit des Stammes, aber immerhin so groß, dass sie im Kriegsfall hundert Krieger zum Kampf aufbieten konnte.

 

So grenzte Gau an Gau und in den frühen Urkunden wird die Lage der Siedlungen, über die es Rechtsgeschäfte zu beurkunden gab, oft nach dem dazugehörigen Gau näher bezeichnet. Solche Urkunden sind die sichersten Belege für die Existenz und die Ausdehnung eines Gaues.

 

Nach dem Tode Dodichos fielen die Lehen an das Reich zurück. Im Jahre 1019 wird in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich des II. an das Kloster Kaufungen dem Kaisers Stifte Escheberg und Meschere (Meiser), im Hessengau gelegen und zu der Grafschaft Dodichos gehörig mit allem Zubehör übergeben.

 

Kaiser Heinrich II. gab die Grafschaft im nächsten Jahr dem tatkräftigen Bischof Meinwerk von Paderborn. Nach dem Tode Heinrich des II. kam der Frankenherzog Konrad auf den Kaiserthron. Nach seiner Thronbesteigung gab dieser, wahrscheinlich als Dank für geleistete Unterstützung bei der Kaiserwahl, die Grafschaft an Erzbischof Aribo von Mainz. Die Grafschaft Dodichos mit unserem Dorfe wurde sodann dem Grafen Benno von Northeim vermacht. 1033 wechselte sie wieder hinüber an Paderborn.

 

 

 

Wie weit damals zwischen Mainz und Paderborn ein Abkommen über die Abgrenzung ihrer Gebiete an der Diemel und Twiste vorgenommen wurde, ist nicht klar.

 

Im Ausgange des 11. Jahrhunderts war auf dem Schartenberg eine Burg entstanden. Ein wichtiger Höhenweg, die "Hohe Straße", zog dicht vorbei. Sie kam aus dem Kasseler Becken und führte über Heckershausen nach Weimar, südlich am Hangarstein, nördlich am Helfenstein entlang, am kleinen Schreckenberg und am Schartenberg vorbei nach Obermeiser. Im Grunde genommen ist die "Hohe Straße" die älteste "Holländische Straße", deren andere Zweige erst später ausgebaut wurden.

 

 

Dieser wichtige Weg nach dem Nordwesten wurde von dem Schartenberg aus beherrscht. Im Tal der Warme lag eine karolingische Burganlage, die curtis Laar, sicherlich errichtet, um das Warmetal zu decken. bzw. die in westlicher Richtung von dort aus führende Straße. Als die Burg auf dem Schartenberg errichtet war, konnte von ihr aus sowohl das Warmetal wie auch die "Hohe Straße" beherrscht werden.

 

Sie war in der Frühzeit, als noch keine Städte bestanden, einer der wichtigsten Machtmittelpunkte im Diemelland.

 

Wir wissen nicht, wann Schartenberg erbaut wurde, aber die Burg gehört zu den ältesten Bergschlössern Hessens. Die Bergnase mag schon lange befestigt gewesen sein, ehe uns als Besitzer im Jahre 1124 Graf Volkhold von der Malsburg genannt wird.

 

 

Die Grafen von der Malsburg waren Amtsgrafen in der räumlich eng begrenzten Grafschaft Meiser-Schartenberg. Sie besaßen auch die Grafschaft Nidda in der Wetterau. Volkhold hatte zusammen mit einem Grafen Udalrich von Wartbach die Malsburg inne. Beide gaben im Jahre 1124 ihren Besitz dem Erzbistum Mainz und ließen ihn als Lehen zurückgeben. Volkhold übereignete Mainz nicht nur seine Hälfte der Malsburg, sondern auch die Schartenburg mit allem Grundbesitz, einst Eigentum einer Frau Anna, deren Töchter wohl Volkhold und Udalrich geheiratet haben. Daraus lässt sich schließen, dass Schartenberg schon vor dem Jahre 1100 bestanden hat. Die Burgbesitzer, die Ritter von Schartenberg, waren ein eigenwilliges Geschlecht, das wohl stets in die vielen Fehden des 13. Jahrhunderts im Diemelland verwickelt war.

 

 

Das Erzbistum hatte mit der Grafschaft Schartenberg einen neuen Machtmittelpunkt im Diemelland erhalten. Es gab sie den Grafen von Dassel zu Lehen, die auch im Grebensteiner Raum große Besitzungen hatten.

 

 

Ludolf von Dassel verkaufte nun das Schloss Schartenburg und das Fundgericht Meiser an den Bischoff Simon von Paderborn. Weil aber beide Mainzisches Lehen waren und ohne die Einwilligung des Stiftes nicht verkauft werden konnten, so trat Paderborn mit Mainz in Verhandlungen; nach dem getroffenen Ãœbereinkommen sollten die Kaufstücke jedem die Hälfte zufallen.

 

 

Im Jahre 1200 gehörte Meschere (Obermeiser) einem Wiegand und gehörte der Herrschaft Schartenberg an. Es kam mit der Herrschaft Schartenberg an Hessen. Ein Viertel des Dorfes war seit 1422 hessisches Lehen der Spiegel (von Desenberg), welches im Jahre 1838 abgelöst wurde.

 

Im Jahre 1209 bestätigte Probst Bruno von Weisenstein, dass das Gericht zu Meiser in den Händen der Brüder Hermann und Stephan von Schartenberg sei.

 

 

 

 

Das Wappen derer von Schartenberg

 

 

Von 1250 bis 1329 waren die Herren von Dassel Richter des oberen Warmetals. Im Jahre 1356 hatte Kaiser Karl IV. den Landgrafen Otto, einen Freigrafen, für den Freistuhl Zierenberg eingesetzt.

 

 

 

In der Chronik wird weiter berichtet, dass Landgraf Otto den Johann von Marshusen, seinem Burgmanne in Liebenau (Libennowe), seiner Frau und seinen Erben 2 Hufen im Felde des Dorfs Obermeiser (Meysserde superioris) unter der Gerichtsbarkeit des Landgrafen und Gerhards gen. Spiegel, Herrn in Desenberg, von allen Abgaben und anderen Rechten befreit. Zeugen: Werner Ritter von Westerburg, Werner von Gudenberg, Reinher von Dalwigk (Datum: XIII kal. Februarii 1312)

 

Als Pleban (Pfarrer) wird in Obirmezere (Obermeiser) für das Jahr 1357 Albert von Herste benannt.

 

 

 

Der Knappe Heinrich von der Malsburg und seine Söhne Werner, Heinrich und Rave bezeugen, daß Kloster Hardehausen ihnen den Hof zu Obermeiser (Overen Meisere) aufgelassen und die entsprechende Urkunde ausgehändigt habe. Den Hof hatte das Kloster von Landgraf Otto zu Hessen einst erhalten. Nach der Urkunde sollen das Viertel des Zehnten und der Hof zu Wethen, den die von der Malsburg dem Kloster für 150 rheinische Gulden versetzt hatten, nicht eher ausgelöst werden, als bis der Hof zu Obermeiser wieder ausgelöst worden ist.

Heinrich, Werner und Heinrich kündigen ihr Siegel an, Rave führt noch kein eigenes.

1453 ipso die beati Bartholomei.

 

 

 

 

 

 

 

Die Chronik enthält unter dem 07. April 1455 einen Vermerk über Johann von der Malsburg (Malsseborg), Knappe, der dem Franziskanerkloster zu Hofgeismar 3 Malter partim Geismarischen Maßes von seinem vierten Teil des Zehnten zu Obermeiser (Overeb mesere) für 50 rheinische Gulden verkauft.

 

 

 

 

 

Für die Jahre 1556 und 1557 wird über eine Klage der Gemeinde Obermeiser gegen Sylvester von der Malsburg wegen Beeinträchtigung in der Nutzung des von ihr beanspruchten "Meiserholzes" berichtet.

 

 

 

 

Aus den Prozessakten über Streitigkeiten zwischen dem Malsburgischen Tochtermann von Beuren und dem Erben Silvester von der Malsburg, welcher Kundonitus im Stifte Fritzlar war, sieht man, dass 1579 alle zum Amt Zierenberg gehörigen Dörfer samt der Hoheit zu den Gütern gehörten, welche die von der Malsburg und von Schartenberg gemeinsam besaßen.

 

 

 

Vorläufer des Amtes Zierenberg war das Amt Schartenberg, das im 16. Jahrhundert mit der Verlegung des Amtssitzes von der verfallenden Burg Schartenberg in die Stadt Zierenberg allmählich zum Amt Zierenberg wurde.

 

 

 

 

Im Jahre 1595 war zwischen den Beamten des Landgrafen zu Wolfhagen und Zierenberg und denen von der Malsburg ein Streit ausgebrochen wegen des Gerichtes Schartenberg. Die Beamten von Zierenberg hielten es dafür, dass die von der Malsburg nicht befugt seien die peinliche Gerichtsbarkeit in Westuffeln, Ober- und Niedermeiser auszuüben, das erwähnte Recht stehe dem Schartenberger Gerichte zu, das in Zierenberg abgehalten wurde.

 

 

 

 

1596 kommt es zu einer Wasserprobe an mehreren Frauen zu Obermeiser, die sich gegenseitig der Zauberei beschuldigt haben. Im Jahre 1603 findet der letzte aufgezeichnete Hexenprozess zu Obermeiser statt.

 

 

Für das Jahr 1606 wird in den Unterlagen über eine Anzeige gegen den Lips Schnellenpfeil, wohnhaft in Obermeiser, wegen des Diebstahls von zwei Pferden berichtet.

 

 

 

 

In den Jahren 1608 bis 1612 dauern die Untersuchungen gegen Volmar Susenbeck in Obermeiser wegen Verbreitung des Gerüchtes über die Schwängerung der Guida, Schwester des Rabe v. Uffeln, durch einen Junker v. Amelgatzen bzw. durch Dietrich von Schachten an.

 

 

Das Jahr 1609 verzeichnet einen geltend gemachten Anspruch der Spiegel von Desenberg auf Beteiligung bei der Aburteilung des bei Obermeiser gefangen genommenen Mörders Hans Wescher.

 

Die Gemeinde Obermeiser stellt im Jahre 1619 ein Gesuch um Zuweisung von Eichenstämmen zur Reparatur des Pfarrhauses.

 

"Zum Amte Zierenberg gehörten auch die Malsburgischen, wir waren mit 49 Hufen mit Hand- und Spanndiensten zu Rangen verpflichtet, auch musste die Holländische Straße in Bau und Besserung gehalten werden.

 

Ein Spanndienstpflichtiger bekam 1 ½ Pfund Brot, jeder Handdienstpflichtige ¾ Pfund Brot. Bei jeder Leistung herrschaftlicher Dienste bekam jeder Wagen 1 Albus und ein Handdienstpflichtiger 6 Heller.

 

 

 

 

 

 

Im dreißigjährigen Krieg hatte das Warmetal und unser Dorf viel zu leiden." Graf von Tilly, Heerführer der katholischen Liga, erhielt im Jahre 1621 den kaiserlichen Befehl, die Truppen des Christian von Braunschweig, die auf protestantischer Seite standen, durch das Hessenland zu verfolgen.

 

 

Tilly sandte von Westfalen aus das bayerische Heer unter dem Freiherrn von Anholt durch unser Hessengebiet der Werra zu. Von Liebenau das Warmetal hinauf, über Zierenberg und Ehlen ziehend, verübten die Anholtschen Truppen entsetzliche Gewalttätigkeiten und Erpressungen. Dem Landgrafen Moritz fehlte die Reiterei und die Unterstützung seitens der hessischen Ritterschafft, er musste den Bayern also den Raub lassen.

 

Im Winter 1624 hatte Oberst Montaigue sein Quartier hier aufgeschlagen.

 

 

Beim am 4. November 1626 einberufenen Landtag nach Felsberg entschuldigte sich Hermann von der Malsburg, dass er nicht anwesend sein könnte, seine Häuser in Laar, Escheberg, Malsburg und Meiser seien schon geplündert worden.

 

 

 

 

Im Mai 1629 zog Wallenstein aus dem südlichen Hessen über Marburg, Gudensberg, Wolfhagen und Warburg nach Höxter. Die Scharen Piccolominis (ein General Wallensteins und Kommandeur seiner Leibgarde) folgten im Juli und besetzten das ganze Warmetal. Die Plünderungen wurden so wild getrieben, dass die Einwohner der Orte, um nicht ganz entblößt zu sein, 500 Stück Rindvieh von den Soldaten zurückkaufen mussten.

 

 

 

Die von den Truppen begangenen Greueltaten, das Morden, Sengen, Plündern und die Schändung der Mädchen und Frauen war so furchtbarer Art, dass im Juli 1631 auf landgräflichen Befehl ein Bettag abgehalten wurde, der von morgens sechs bis abends fünf Uhr dauerte.

 

1635 litt unsere Gegend unter einer Missernte, zu der sich noch pestartige Krankheiten gesellten.

 

 

 

1636 hat der Feldmarschall Götz alle Ortschaften des Warmetals fünfmal geplündert und die Feldfrüchte wurden von seinen räuberischen Scharen verdorben. Der Ruf seiner Grausamkeit erfüllte die Bürger mit Furcht und Entsetzen und viele Einwohner flüchteten sich im August mit dem Rest ihrer Habe in die nahen Wälder.

 

Die kaiserlichen Soldaten veranstalteten auf die Unglücklichen förmliche Treibjagden. Die Dörfer wurden nach Kräften gebrandschatzt, die Kirchen vieler Kelche und Glocken beraubt. Am meisten sahen es die Feinde auf die Geistlichen ab, bei denen sie das Kirchenvermögen vermuteten.

 

 

So sehr auch bis jetzt schon das Warmetal unter den Einflüssen des Krieges gelitten hatte, das folgende Jahr brachte ihm die härtesten Schläge. Am Gründonnerstag 1637 begann das Kreuz- und Marterjahr Hessens, von welchem in der Chronik des Ortes entsetzliche Nachrichten niedergeschrieben sind.

 

 

 

 

Im Monat Mai stand der kaiserliche General Wahl mit seinen Kroaten in der Nähe der Diemel. Die Forderung nach Geld für die Soldaten wurde mit den Worten untermauert, "dass er, wenn man seinem Begehren nicht sofort entspreche, die Ortschaften plündern, das Vieh entführen und die Einwohner, wo er sie treffen würde, so übel zurichten werde, dass die Kinder laut über sie klagen müssten."

 

In Obermeiser wurden die alte Kirche, das Pfarrhaus und nebenstehende Gebäude stark mitgenommen; im Kirchenbuch vom Jahre 1653 werden sie als Brandstätte bezeichnet. Nach dem Frieden des dreißigjährigen Krieges kamen die Leute wieder zur Ruhe, die Felder wurden wieder regelmäßig ausgesät und geerntet und es kamen wieder fröhliche Jahre unter der Dorflinde.

 

 

 

 

 

Den Landleuten kam der Friede vor, wie die Rückkehr der Kinderzeit, da man noch fröhliche Tage unter der Dorflinde gefeiert hatte. Das junge Geschlecht, in den Kriegsjahren geboren und aufgewachsen, vernahm es wie ein Märchen, dass jetzt eine Zeit nahte, in welcher die Saat zur Ernte reifen würde, und in welcher die Menschen nicht mehr nötig hätten, sich in halbverlassenen Schlupfwinkeln zu verstecken. In geistiger und sittlicher Beziehung stand es sehr traurig.

 

Das Volk, das im Kampf auf Leben und Tod sich der Landsknechte zu erwehren hatte, war verroht. Aus Not zu Räubern geworden, zogen viele Bauern unstet durch das Land, bis sie irgendein Plätzchen fanden, an welchem sie versuchten, wieder sesshaft zu werden.

 

Für das Jahr 1655 berichtet die Chronik über eine Beschwerde gegen den Pfarrer Ludwig Brombsenius wegen seiner Äußerung, es gebe in Obermeiser nur Zauberer und Unholde.

 

Unter der Jahreszahl 1660 wird über einen Prozess gegen den von der Malsburgischen Jäger Gerhard Deichmann zu Obermeiser wegen Wilddieberei und Mordes an Conrad Fröhlich ebenda berichtet.

 

 

 

1664 erfolgt eine Klage der Familie von der Malsburg gegen die Beamten in Zierenberg anlässlich der Bestrafung des Greben (Bürgermeister) in Obermeiser wegen des Trauergeläutes beim Tod der ältesten Tochter des Kaspar Eckebrecht von der Malsburg.

 

Die Aufzeichnungen für das Jahr 1680 beinhalten den Hinweis auf die Klage des Kurt Friedrich in Obermeiser gegen den malsburgischen Schwiegersohn Rittmeister Simon Heinrich von Schilder wegen Schadenersatz für ein zu Schaden gekommenes Pferd.

 

Im Jahre 1684 wird über eine Klage der Gemeinde Oberlistingen berichtet, die sich gegen Hermann Otto von der Malsburg richtet, wegen Zwangs, in der Malsburgischen Mühle zu Hohenborn statt in der Mühle zu Obermeiser mahlen zu dürfen.

 

Das Jahr 1729 verzeichnet Streitigkeiten der Gemeinden Obermeiser und Niederlistingen über die Holzberechtigung im "Igelsbett".

 

 

Die Dorfchronik enthält für das Jahr 1747 einen Hinweis auf das Gesuch des Johann Christoph Zuschlag auf Ãœbertragung der seinen Eltern erteilten Herbergs- und Bierschankkonzession. Dieses Gesuch wurde an das Amt Zierenberg gerichtet.

 

 

Das Dorf wurde im Dezember 1757, als die Franzosen von Westfalen nach Kassel durchzogen stark in Mitleidenschaft gezogen und einer Notiz im Kirchenbuche ist der Pfarrer Wagner am 14. Juli 1761 von den Feinden als unschuldiger Spion gefangen genommen und zwischen zwei Reitern nach Marburg geführt und neun Tage gefangen gehalten worden.

 

Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 kämpften die damaligen europäischen Großmächte mit Preußen und Großbritannien auf der einen Seite und Österreich, Frankreich und Russland auf der anderen Seite gegeneinander. Aber auch zahlreiche mittlere und kleine Staaten waren beteiligt, darunter auch die Landgrafschaft Hessen-Kassel.

 

 

 

Hessen-Kassel hatte sich durch den Subsidienvertrag vom 18. Juni 1755 England angeschlossen. Landgraf Wilhelm VIII. musste infolgedessen dem französischen Druck standhalten. Trotz des gemeinsam unterhaltenen Heeres (die hessischen Kontingente unterstanden der englischen Führung auf dem Festland) gelang es nicht, das Land vor dem Einfall der Franzosen zu bewahren.

Nach der Niederlage des Duke of Cumberland bei Hastenbeck musste die englische Heeresführung den größten Teil ihrer Truppen auflösen und Hannover und Kassel den Franzosen überlassen.

 

 

In diesem Zusammenhang sollte das hessische Heer - entgegen der Abmachung - aufgelöst und entwaffnet werden. Dagegen stellte sich Landgraf Wilhelm, der beherzt eingriff und dies verhinderte. Die Folge davon waren allerdings schwere Repressalien gegen sein Land und die Bevölkerung. Im März 1758 mussten die Franzosen Kassel jedoch wieder verlassen.

 

Sie besetzten die Stadt nach der Schlacht von Sandershausen (bei Kassel) am 23. Juli 1758 aber erneut. Als sich die Feinde im Winter wieder zurückzogen, drängten sofort hessisch-hannoversche Truppen nach, wurden aber am 13. April 1759 bei Bergen geschlagen. Erst der Sieg bei Minden am 1. August 1759 veränderte wieder die Lage. In den kommenden Jahren wechselte das Kriegsglück aber weiterhin und fünf verschiedenen Herren kommandierten Kassel und Marburg.

 

 

 

 

Im Herbst 1758 standen sich alliierte und französische Truppen auch in unserer Gegend gegenüber. Am 25. September 1758 lag das Korps des alliierten Generals Oberg in Hofgeismar und am 26. bei Obervellmar. Danach folgte dann ein relativ ruhiges Jahr. Nach einem Misserfolg bei Korbach am 10. Juli 1760 wandte sich Herzog Ferdinand von Braunschweig, um die hessische Hauptstadt zu decken, nach Wolfhagen, danach nach Hohenkirchen und schließlich nach Kassel selbst.

 

Die Franzosen folgten langsam nach. So begann für die örtliche Bevölkerung eine Zeit großer Not. Sie verlor durch die Heerlager beider Armeen in kurzer Zeit die ganze Ernte. Am 31. Juli 1760 erreichten die leichten französischen Truppen Grebenstein und Hofgeismar und plünderten beiden Städte.

 

Die Soldaten drangen in die Häuser ein und suchten nach Lebensmitteln. Schließlich eigneten sie sich alles an, was irgendwie brauchbar war. Dazu erpressten sie noch große Summen Geld.

 

Am 22. August verlagerte Oberst Broglio seine Soldaten in das Gebiet zwischen Mariendorf und Hohenkirchen. Von hier aus suchte er am 9. September 1760 dann auch Hofgeismar heim, um es zu verwüsten. Das die Franzosen vertreibende Heer der Verbündeten lagerte dann bei Udenhausen.

 

 

Auch das Jahr 1761 brachte Truppen in unsere Gegend. Hofgeismar wurde abermals überfallen, aber auch in Grebenstein richtete der französische General Stainville am 7. September große Flurschäden an.

Das Jahr 1762 brachte die Entscheidungsschlacht in dem 7jährigen Ringen um das Land zwischen Weser und Diemel.

 

 

 

Im Mai zog der Herzog von Braunschweig seine Truppen am linken Weserufer nördlich der Diemel zusammen. Es war ein etwa 57.000 Soldaten zählendes Heer, das aus Hessen, Hannoveranern, Engländern, Braunschweigern und Bückeburgern zusammengestellt war. Die Franzosen sammelten sich unterdessen bei Kassel, um den möglichen Ansturm der alliierten Truppen abfangen zu können.

 

Unter französischem Befehl standen etwa 72.000 Mann, bestehend aus Franzosen, Nassauern, Pfälzern und Schweizern. Den Oberbefehl führten der Prince de Soubise und der Marschall d'Estrees.

 

 

Auf die Beschreibung des genauen Verlaufes der Schlacht, die später als 'die Schlacht bei Wilhelmsthal' in die Geschichte eingegangen ist, wird an dieser Stelle verzichtet. Bedeutsam ist, dass Teile der alliierten Truppen am 24. Juni 1762 von Oberlistingen über Sieberhausen zogen und zwischen Hohenborn und Laar die Warme überschritten; sie lagerten am 24. Juni gegen 7.00 Uhr im Schreckenberg.

 

 

 

 

 

Das Gros dieses Truppenverbandes überquerte zwischen Obermeiser und Niedermeiser die Warme und zog durch das Linderfeld seinem Ziel entgegen. In der "Schlacht bei Wilhelmsthal" wurde die französische Armee am 24. Juni 1762 geschlagen - ebenso bei der späteren Schlacht bei Lutternberg am 23. Juli 1762 - und zog sich aus Hessen zurück. Im Verlauf der Schlacht hatten die Franzosen 1500 Mann durch Verwundung und Tod verloren. 2732 Soldaten gerieten in Gefangenschaft, darunter allein 170 Offiziere. Insgesamt hatte die französische Armee an diesem Tag etwa 6000 Mann, 3000 Gefangene und ebensoviel Tote, Verwundete und Versprengte zu beklagen.

Zu den Verlusten sind noch 12 Kanonen, 1 Standarte und 6 Fahnen zu addieren. Die Alliierten meldeten dagegen 104 Tote, 273 Verwundete und 306 Vermisste.

 

 

 


 

Die Lagekarte über die Truppenbewegungen in der Nähe von Obermeiser und Wilhelmsthal wurde uns von Herrn Erwin Hold, einem früheren Bürger unseres Dorfes, freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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Die Aufrechnung der Schäden kann nicht genau ermittelt werden, denn es sind nur von 1758 Verrechnungen vorhanden von 12 Reichstalern und 51 Albus.

 

 

In der Zeit des siebenjährigen Krieges gehörten zu dem Gerichtsbezirk (bailliage) Zierenberg die Orte Zierenberg, Oberelsungen, Niederelsungen, Rangen, Laar, Ehrsten, Meimbressen, Obermeiser, Westuffeln, Niedermeiser, Niederlistingen, Zwergen und Haueda. Seit dem Jahre 1753 besaß das Amt Zierenberg einen eigenen Justizbeamten und einen Richter.

 

In den Jahren 1771 und 1772 wird über eine Anweisung von Holz zum Bau der Kirche in Obermeiser und über ein Gesuch der Gemeinde um Erlass des Forstgeldes berichtet.

 

In Bremerlehe beginnt 1776 die Einschiffung der ersten hessischen Soldaten, die im Dienst der englischen Krone den Aufstand der nordamerikanischen Kolonien bekämpfen sollen. Die hessischen Landgrafen erhalten für den Verkauf bzw. die "Vermietung" der Soldaten insgesamt 21 Millionen Taler. Rund 30 000 Mann werden angeworben. Hessen-Kassel stellt mit 17 000 daran den größten Anteil. Auch im Warmetal werden Soldaten für den Einsatz in Amerika rekrutiert.

Das Garnisonsregiment Heldring unter Oberst Rall, das in Grebenstein in Bürgerquartieren lag, nahm ebenfalls am Krieg in Amerika teil. Im "Journal des hochfürstl.-hessischen-Grenadier-Regiments von Bischausen vom 4. Martius 1776 bis den 1. November 1783" ist für die Abfahrt nach Amerika folgendes zu lesen:

 

 

1776 - "Den 4ten Martij marschirte das Regiment unter den Befehlen des damaligen Chefs, Obersten Rall, aus dem Standt-Quartier zu Grebenstein ab, durch die Hannoverschen Lande, bis in die Environs von Bremerlehe in die Contonier-Quartiere. Hiernach wurde daselbe alda am 18ten Aprill gemustert und legte an die Crone von Großbrittanien den Eyd der treue ab. Hiernach wurde selbiges den 18ten Aprill auf die in der Weser vor Anker liegende 4 Transport Schiffe ... worauf der Oberste Rall Commandeur war, Triton worauf der Oberst-Lieutenant Brethauer, Ailicia der Capitaine Goebell und Fane der Capitaine Boecking, comamdirten, embarquiret, aber wiedriger winde halber bis den 18ten May stille vor Anker liegen bleiben mußte, da nach erfolgtem günstigen Wind der Anker gehoben wurde und die gantze Flotte in die See stach. Die Trouppen bestanden aus den Regimentern von Mirbach, Rall und 154 Mann vom Regiment von Knyphausen unter der Ordre des Lieutenant Wiederholds, welche letztere am Board des Transport Schiffes Eagle worauf auch das Heldrings Comisariat war, sich befanden, sämtlich unter der Ordre des Herrn General-Major von Mirbach. die Flotte langen den 21ten May in dem Englischen Canal in den Hafen vor Portsmouth an, allwo geanckert und frische Provision gelieffert wurde. Nach verfließung einiger tage ging dieße Flotte nebst einer anzahl Provisions Schiffe unter Convoy " wieder auf See.

Nach dem Friedensschluss 1783 kehrte die hessische Armee in einer Stärke von rund 10.500 Mann wieder nach Europa zurück.

Nach einer Ãœberlieferung eilten die Kinder aus der Umgebung den Truppen entgegen, als bekannt wurde, dass die Soldaten aus dem amerikanischen Krieg zurückgekommen waren und zuerst nach Hofgeismar kamen. Die Kinder, die ihre Väter ja nicht kannten, riefen den Ankommenden ihre Familiennamen zu, um ihre Väter im Gedränge zu finden.

 

Aus dem Jahre 1786 existiert eine Akte betreffend den J.H. Brasse zu Obermeiser, der als Leibdragoner in dem Gefecht bei Korbach (1760) den Erbprinzen von Braunschweig aus französischen Dragonern herausgehauen haben will.

 

Im Jahre 1786 wird durch den Recificator Kann eine "Speziale Beschreibung der Dorffschaft Obermeißer - Amts Zierenberg" erstellt, die - aus heutiger Sicht - viele interessante Einzelheiten über unseren Ort enthält. Die vollständige Darstellung der Beschreibung würde den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen. Daher erfolgt beispielhaft die Wiedergabe zu den "Bächen und Brunnen".

 

"Durchs Dorff fließet der Warmefluß. Hinter demselben aber ein Klein Bach, der sogenannte Nebell Bach, so von Westuffeln kommt, welche beide Wässer sich unterm Dorff bei der Untermühle conjugieren, und ihren Lauf nach Niedermeißer vollführen, bey Liebenau aber sich in den Diemel Strohm devolvieren. Mit ausgegrabenen Brunnens sind fast die mehresten Einwohner in und neben ihren Häusern versehen, woraus sie das nöthige Wasser schöppen, außer diesem sind auch hin und wieder verschiedene Quellen und Born Gesprünge angetroffen, so dass demnach dahier an gutem und gesundem Wasser kein Mangell erscheinet."

 

 

 

 

 

1794 erfolgt eine Anzeige des Obristen von der Malsburg zu Hohenborn gegen den Malsburgischen Kurator Kehr in Obermeiser wegen Erpressung eines Geistlichen in Welda (Stift Paderborn).

 

Kurfürst Wilhelms Doppelspiel, mit Preußen nicht zu brechen, sich aber auch mit Frankreich nicht zu verbünden, kostet ihn sein Land. König Ludwig von Holland, ein Bruder Napoleons, überschreitet mit seinem Heer die kurhessische Grenze bei Warburg und zieht am 1. November 1806 über Obermeiser (Holländische Straße) nach Kassel. Der Kurfürst bringt sich in Sicherheit und gelangt auf Umwegen nach Prag.

 

"Bei dem Kriege 1806 deren Durchmarsch und Aufenthalt unsere Gemeinde stark gelitten hat und durch holländische und französische Truppen sind nach einem Verzeichnis entstanden:

 

 

Abschrift: Spezification deren durch den Durchmarsch und Aufenthaltes, Kosten der königlich holländischen Truppen und sonstige französische Militär der Gemeinde Obermeiser Amt Zierenberg die der Begebenheiten des Königs vom 21. Februar 1806 bis Ende May 1807 verursachten Kosten.

 

 

 

Reichstaler

Albus

Heller

1.)

Für die Ordnung Fuhren von Kassel nach Kleinenglis, Göttingen, Wabern, Dransfeld

660

---

---

2.)

Für 12 vierspännige Ordonanzfuhren von hier nach Kassel

48

---

---

3.)

Für 16 vierspännige Ordonanzfuhren von hier nach Warburg

48

---

---

4.)

Für 30 vierspännige Ordonanzfuhren nach Wettesingen und Niederlistingen

30

---

---

5.)

Die Portionen von 1808 der hier einquartierten Soldaten deren 1423 sind thut in Summe

474

10

8

6.)

Der Rationen sind 463 und thut in Summe

 

154

10

8

7.)

Der einzeln da hier nach sich gehabten Marschroute bis hier her einquartierten Soldaten, sind 115 und thut in Summe

38

10

8

8.)

Die Portionen für den Gendarm, welche Rekruten transportierten sind gegen 45 und thut in Summe

15

---

---

9.)

Deren durch die Gendarmen transportierten Rekruten sind bis hierhin gewesen und thuen in Portionen

31

21

4

10.)

Vom 01. Februar bis an den 02. November ins Lager bei Westuffeln geliefert 645 Brote und thut in Summe

20

5

---

11.)

Desgleichen ist den Soldaten wegen dem Retourmarsch den 03. November dahier zugewogen 688 Pfund Brot und thut in Geld

21

16

---

 

 

 

Reichstaler

Albus

Heller

12.)

An Rindfleisch ist den 01. Februar 1806 vom Fleischlieferant nebst Kommand erpresst für einen fetten Ochsen und derselbe zu 375 Pfund thut

40

7

6

13.)

Desgleichen für eine nach Warburg gelieferte Kuh sozu 195 Pfund geschätzt thut

18

8

-

 

14.)

Desgleichen ist an Hafer ins Lager geliefert 340 Rationen und Heu dieselben

180

---

---

 

15.)

Folgende hiesige Einwohner sind gewaltsamerweise vom Militär an Pferden genommen

 

  1. Wilhelm Hold - 2 Pferde nebst Geschirr
  2. Christian Hold - 1 Pferd
  3. Christop Bernd - 1 Pferd
  4. Johann G. Zuschlag - 1 Pferd
  5. Jost Heinrich Hold - 1 Wagen mit Zubehör
  6. H. Wilhelm Hold - 1 Vorder- und Hinterwagen nebst 4 eisernen Ständelweigen und Ernteleitern
  7. Für drei Stück Weigen mit Kettenstangen
  8. An Brot ist den Einwohnern 555 Laibe a 8 Pfund abgenommen

 

 

 

 

 

70

 

28

50

40

41

 

12

 

 

12

 

138

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16

 

 

---

 

24

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

---

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

-(Fortsetzung folgt)-

 

 

 

 

Der Steuerdruck war in Hessen bald auf 5 ¾ Franc pro Kopf gestiegen und selbstverständlich nahm damit auch die Erbitterung der ländlichen Bewohner zu. Ãœberall gährte es unter dem gewöhnlichen Volke, aber dank der vorzüglichen und rücksichtslosen Spionage der in französischem Solde stehenden Polizisten war Jerome von der Stimmung des Volkes so gut unterrichtet, dass er am 19.03.1809 Napoleon bat, ein französisches Regiment aus Magdeburg nach Cassel zu verlegen.

 

Als Wilhelm von Dörnberg in aller Heimlichkeit in Marburg Vorbereitungen dazu traf, mit Hilfe der hessisch gesinnten und hessisch fühlenden Landbewohner Jerome in Cassel zu überrumpeln, erklärten auch die Bewohner der Dörfer des Warmetals ihr Einverständnis zu Erhebung und Auflehnung.

 

Man einigte sich am 18.04.1809, den Aufstand gleichzeitig in Wolfhagen, Hofgeismar, Gudensberg und Homberg zu erklären und das Landvolk durch die Sturmglocke zusammen zu rufen und es rasch zu bewaffnen.

 

Leutnant Gottlob v.d. Malsburg-Hohenborn kam mit den Aufständischen aus Oberlistingen am 23. April über die Schartenburg nach Ehrsten und vereinigte sich auf dem Schachtener Triesch mit den Haufen aus Westuffeln und Obermeiser, welche von Leutnant von Spiegel geführt wurden. Nachdem noch mit den Meimbressern und Caldenern die Wölffe von Gudenberg zu den beiden Kolonnen gestoßen waren, geschah am 23. morgens 10 Uhr der Angriff auf Wilhelmsthal mit 4.000 Mann.

 

 

Von hier aus wandten sich die Freiheitskämpfer gegen das Dorf Dörnberg und versuchten dort eine Abteilung Jäger auszuheben. Hier in Dörnberg lösten die Führer, welche die Unmöglichkeit der Ausführung ihrer Pläne einsahen, die Haufen auf und verbargen sich wochenlang in den Wäldern des Guden- und Bärenberges. Später entkamen sie in das Waldecksche. Die Gebrüder Wolff von Gudenberg stellten sich 1810 und der von der Malsburg 1811 der westfälischen Polizei. Sie erhielten am 01. September bei dem Einzuge der Mutter von König Jerome in Kassel Begnadigung.

 

Die Mutter und die Braut von der Malsburg warfen sich vor die Pferde des Hofwagens, in welchem Lütitia saß und erflehten Begnadigung.

 

 

Hier im Dorf bestand eine Bürgergarde oder Schützengilde, die hatte 73 Lanzen und einen Degen für den Feldwebel.

 

An den Feldzügen gegen Russland lässt sich die Zahl der Mitstreiter nicht genau ermitteln. In der Schlacht bei Borodino in Russland am 07. September 1812 zeichneten sich die hessischen Truppen so aus, dass ihnen das uneingeschränkte Lob Napoleons zuteil wurde.

 

 

Nach einer Verfügung vom Amt Zierenberg sollten alle Greben (Bürgermeister) eine Liste einsenden, welche Einwohner von Russland nicht zurückgekommen sind.

 

 

 

 

Abschrift:

 

Die königliche Hoheit, der Kurfürst haben gnädigst befohlen, über das Schicksal ihrer in Russland zurückgebliebenen Untertanen Nachforschungen anstellen zu lassen, um deren Rückkehr ins Vaterland zu bewirken. Das Kurhessische Generalkriegskollegium hat daher mich mittels Schreiben eine Liste derjenigen Ober- und Unteroffiziere, Gemeinen und Knechte, welche den Feldzug nach Russland in den Jahren 1812 und 1813 mitzumachen genötigt gewesen und nicht wieder zurückgekehrt sind baldmöglichst aufzustellen und an oben genanntes Kollegium einzusenden.

Diese Listen sollen nach umstehendem Muster eingerichtet und in der hintersten Rubrik Bemerkungen die allenfalls wegen der einen oder anderen zuhause eingegangenen Nachricht über die weiteren Verhältnisse der Zurückgebliebenen, besonders wo sich solche dermal aufhalten oder welchem Erwerbszweig sie ausgeübt haben, eingetragen werden.

 

Die außen gedachten Greben haben daher ein jeder aus seiner Gemeinde eine solche Liste vollständig aufzustellen und binnen 14 Tagen an mich einzusenden, damit ich danach eine Hauptliste aufstellen und einsenden kann.

 

Der Kommandeur

 

 

 

 

 

 

 

 

Fortlaufende Nummer:

Vor- und Zuname der in Russland zurückgebliebenen Militärperson:

Ungefähres Alter desselben:

Regiment wobei sie gestanden:

Allenfalls eingegangene Nachrichten und weitere Verhältnisse der Zurückgebliebenen:

1.

Heinrich Wilh. Damm

26 Jahre

Garde Voltigeur

dessen Aufenthalt ist ganz unbekannt

2.

Friedrich Zuschlag

37 Jahre

Jäger Carabingeu

Aufenthalt desgleichen

3.

Heinrich Friedrich Kehr

26 Jahre

desgl.

desgleichen

4.

Johann Christoph Lüdecke

29 Jahre

5. Infanterie

Aufenthalt desgleichen

5.

Johann Christoph Neumeyer

25 Jahre

Leichte Chascheur Regiment

desgleichen

 

6.

Johann Christoph Müller

27 Jahre

4. Linien Infanterie Regiment

mag in Magdeburg gestorben sein

7.

Henrikus Jordan

29 Jahre

1. Regiment Garde

soll aus Magdeburg desertiert sein

8.

Johann Christoph Heuser

25 Jahre

7. Infanterie Regiment

wohnt in Altenburg bei Königsberg

9.

Johann Auze

 

29 Jahre

desgl.

---

10.

Johann Georg Thiele

29 Jahre

1. Regiment Garde

---

11.

Johann Heinrich Thiele

31 Jahre

Chascheur Garde

von seinem Aufenthalt ist nichts weiter bekannt

 

 

 

 

Anfang 1813 musste das Königreich Westfalen abermals 20.000 Mann stellen, konnte aber den Zusammenbruch Napoleons nicht verhindern und bald kamen die Russen durch unser Dorf. Im Monat September 1813 standen die Russen unter Tschernitschew bereits vor Cassel. Nach kurzen Verhandlungen mit dem Verteidiger der Residenzstadt, Allir, erfolgte am 30. September die Ãœbergabe Cassels an die Russen.

 

Allir zog noch am 30. September über Dörnberg, Ehlen und Wolfhagen nach Arolsen ab. Jerome hatte schon längst Cassel verlassen mit der Erklärung, dass er sich durch den Drang der Zeitumstände veranlasst finde, sich von seinen Staaten zu entfernen. Am 04. Oktober zogen sich die Russen zurück und bereits am 07. Oktober rückte von Mainz her ein französisches Corps unter Allir wieder in der Residenz ein. Allir hatte von Napoleon den strengen Befehl, die Ortschaften, welche die abziehenden französischen Truppen tätlich beleidigt hatten, unnachsichtig und exemplarisch zu bestrafen.

 

Am 26. Oktober 1813 verließ Jerome sein Königsreich und der Einzug des Kurfürsten in seiner Hauptstadt fand am 21. November 1813 statt. Die am 01. November 1806 beurlaubten Regimenter wurden wieder in ihre Garnisonen einberufen.

 

 

Auch in den Freiheitskriegen griffen die Hessen mutig ein und trugen damit auch ihr Teil zur endgültigen Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft bei.

 

 

Im Januar 1814 zogen die Hessen unter Führung von Dörnbergs und von Müllers nach Frankreich; es waren mehr Ältere wie Jüngere aus dem Warmetale. Nach Einnahme von Paris kehrten im Juli 1814 unsere Freiheitskämpfer wieder in die Heimat zurück.

 

Auf Befehl des Kurprinzen war im Februar angeordnet worden, dass im ganzen Lande in den Kirchen Tafeln mit den Namen der ins Feld gezogenen Krieger angebracht wurden.

 

 

 

 

Ehrendenkmal

 

Für Kurhessens Vaterlandsverteidiger aus der Gemeinde Obermeiser im Kriege gegen Frankreich 1814.

 

 

Gottlob Theodor Heinrich Otto von der Malsburg und Patron dieser Kirche

Jost Heinrich Auze

Johann George Claus

Johann Heinrich Hold

Henrikus Hold

Jost Heinrich Hold

Johann George Hold

Chiranus Heuser

Christoph Hoffetitz

Christoph Wilhelm Kehr

Johann Christoph Kehr

Johann Christoph Kepper

Hartmann Müller

Johann Heinrich Schmidt

Wilhelm Schmidt

Christoph Sünder

Buth von Adele, Sieberhausen

Johannes Hold

 

 

 

Die Nachricht von Napoleons Flucht von Elba und sein Einzug in Paris rief auch die hessischen Regimenter wieder nach Frankreich. Nach der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 rückten die hessischen Truppen auf französischen Boden vor und unsere Kämpfer aus dem Warmetal nahmen an der Besetzung der festen Städte Charleville, Mizieres usw. teil und ernteten wegen ihrer besonderen Tapferkeit die Anerkennung Blüchers. Nach der endlichen Rückkehr der Truppen (04. November) aus den französischen Gauen kehrten auch für unsere engere Heimat wieder ruhigere Jahre friedlicher Entwicklung ein.

 

Die holländische Straße ist in der westfälischen Zeit gebaut worden; in einem Verzeichnis vom 27. Februar 1820 ist die Entschädigung verzeichnet, was die Einwohner für das abgetretene Land erhalten haben.

 

Im Jahre 1821 wird die Zuständigkeit des Amtes Zierenberg aufgehoben und Obermeiser gehört nun zum Kreis Hofgeismar (Justizamt Grebenstein).

 

Kurfürst Wilhelm I war 1821 gestorben und sein Sohn Wilhelm II (1821 - 1847) gab, obschon er sich lange genug dagegen gesträubt hatte, dem Drängen seines Volkes gehorchend, am 05. Januar 1831 dem Lande eine neue Verfassung. Zu gleicher Zeit wurde auch der Kurprinz Friedrich Wilhelm I zum Mitregenten seines Vaters berufen.

In den folgenden Jahren wuchs die Unzufriedenheit des Volkes mit den Maßnahmen der leitenden hessischen Minister und an vielen Orten entstanden Ruhestörungen. Die Nachrichten von der Februarrevolution in Frankreich wirkten wie ein unerwarteter Donnerschlag auf die erregten Gemüter der Hessen und es war nur dem gesetzlichen Sinne des Volkes zu danken, dass nicht sofort an allen Orten die Flammen des offenen Aufruhrs emporloderten.

 

 

Aus dem Jahre 1835 existiert eine Akte über ein Verfahren der Staatsanwalt gegen die Herren v. Spiegel zu Uebelngönne wegen Eingriffs in die dem Staate und der Familie von der Malsburg gemeinschaftlich zustehenden Fischereirechte in der Warme bei Obermeiser.

 

 

Die Gemeinde Obermeiser war verschiedenen Häusern zehntpflichtig und diese Lasten wurden in den Jahren 1835 - 1838 abgelöst. Bei der kurhessischen Landeskreditkasse wurde ein Darlehn von 8.800 Talern aufgenommen und diese Schuldverschreibung war von sämtlichen Einwohnern unterschrieben, die Besitz hatten.

 

Für das Jahr 1849 enthält die Chronik einen Hinweis auf den von der Gemeinde Niederlistingen zu zahlenden Beitrag zu den Kosten der Unterhaltung des Pfarrhauses in Obermeiser. Obermeiser hat zu dieser Zeit 616 Einwohner.

 

 

Das Jahr 1866 machte endlich der Selbständigkeit des Kurfürstentumes Hessen ein Ende und entthronte den letzten Hessenfürsten, der seine Zeit nicht verstand. Hessen-Kassel gehört nun zu Preußen.

 

Aus dem Jahre 1866 wird auch berichtet, dass eine Trennung des Hofes Sieberhausen von dem bisherigen Kirchenverband mit Obermeiser und die Vereinigung mit der Pfarrei Niederlistingen erfolgt ist.

Im Jahre 1870 - 1871 wird der deutsch-französische Krieg zwischen dem Kaiserreich Frankreich auf der einen und den deutschen Staaten unter der Führung Preußens auf der anderen Seite geführt. Auslöser war ein Streit um die spanische Thronfolge. Der Krieg ist der dritte und letzte der deutschen Einigungskriege. In seiner Folge kam es zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches und zum Ende des Kaiserreichs Napoleon III. Nach der Niederlage der französischen Armee wird Napoleon III als Gefangener nach Kassel-Wilhelmshöhe gebracht.

Aus Obermeiser müssen erneut Männer in die Schlacht ziehen. Die Ehrentafel, die sich in der Kirche befindet, verzeichnet dazu folgendes:

 


 

 

Zur Erinnerung der aus der Gemeinde Obermeiser im Jahre 1870 - 71 gegen Frankreich ausgezogenen Krieger

 

Engelhard Anrecht

Wilhelm Dietrich Neumeyer

Joste Heinrich Brasse

Ludwig Rudolph

Georg Brasse

Wilhelm Rudolph

Christoph Brasse

Johannes Schwarz

Wilhelm Gabel

Friedrich Wilh. Schulze

G. Wilh. Himmelmann

Karl Schulze

Hermann Hold

Wilhelm Schulze

Georg Jordan

Heinrich Thiele

Georg Lohne

Johann Weidemann

Ferdinand Landefeld

 

Gott brach des Feindes starke Macht,

Er hat uns Ruh und Ruhm gebracht

Allein ihm sei die Ehre!

Das Jahr 1886 verzeichnet eine Untersuchung der preußischen Staatsanwaltschaft gegen den Gastwirt Heinrich Wilhelm Jäger zu Obermeiser wegen fahrlässiger Tötung seiner Schwägerin Anna Katharina Lind aus Obervellmar durch einen Gewehrschuss.

Die Gemeindeakten der Jahre 1906 - 1912 befassen sich in wesentlichen Teilen mit dem Bau und der Erweiterung der Wasserleitung und der Wasserversorgung der Gemeinde Obermeiser.

 

 

 

In den Jahren 1914 - 1918 müssen erneut Männer aus Obermeiser in den Kampf ziehen; es tobt der 1. Weltkrieg. Obermeiser hat in diesem Ringen 21 Gefallene zu beklagen.

 

Das Ehrenmal auf dem Friedhof Obermeiser zeigt die Namen der Gefallenen:

 

Auf dem Felde der Ehre gefallenen Helden der Gemeinde Obermeiser

 

Musketier Dietrich Leck, geb. 27.12.1892, gef. 03.08.1914 Lüttich

Wehrmann Heinrich Himmelmann, geb. 06.04.1882, gef. 11.11.1915 Flandern

Kanonier August Jordan, geb. 01.05.1893, gef. 12.01.1915 Rußland

Ersatz-Reservist Karl Drebes, geb. 16.07.1888, gef. 05.03.1915 Rußland

Unteroffizier Artur Sittig, geb. 19.06.1871, gest. 09.04.1915 Lazarett

Ersatz-Reservist Heinrich Schwarz, geb. 15.09.1891, gef. 08.05.1915 Ypern

Landsturmmann Heinrich Thiele, geb. 21.05.1882, gef. 15.09.1915 Rußland

Ersatz-Reservist Friedrich Wagner, geb. 04.04.1889, gef. 10.04.1916 Verdun

Gefreiter Georg Engelbrecht, geb. 04.07.1891, gef. 28.04.1916 Verdun

Reservist Ernst Zuschlag, geb. 04.07.1887, gef. 22.09.1916 Somme

Musketier Eduard Thiele, geb. 26.04.1890, gef. 15.10.1916 Rußland

Musketier Karl Fehling, geb. 25.07.1896, gef. 20.10.1916 Somme

Landsturmmann Georg Claus, geb. 08.07.1888, gest. 07.11.1916 Lazarett

Musketier Wilhelm Richeling, geb. 19.04.1897, gef. 21.08.1917 Rumänien

Schütze Heinrich Finis, geb. 04.07.1896, gef. 13.07.1918 Verdun

Kanonier Karl Pfläging, geb. 03.11.1896, gef. 29.09.1918 Cambrai

Landsturmmann Heinrich Croll, geb. 18.01.1883, gest. 14.10.1918

Jäger August Wagner, geb. 03.04.1888, gest. 14.11.1918 Lazarett Kreuznach

 

 

An den Folgen erhaltener Krankheiten durch den Krieg starben in der Heimat

 

Kanonier Georg Wagner, geb. 13.12.1874, gest. 22.10.1918

Landsturmmann Ferdinand Zuschlag, geb. 11.10.1878, gest. 02.06.1920

Sergeant August Zuschlag, geb. 22.10.1885, gest. 14.09.1921

 

 

 

 

 

 

Die Chronik gibt die Einwohnerzahl Obermeisers im Jahre 1933 mit 513 Personen und im Jahre 1939 mit 511 Personen an.

 

In Obermeiser wird im Jahre 1934 die Freiwillige Feuerwehr gegründet.

 

In den Jahren 1939 bis 1945 tobt in Europa und Teilen von Afrika und Asien der 2. Weltkrieg. Neben den fechtenden Soldaten hat die Zivilbevölkerung die größten Opfer dieser kriegerischen Auseinandersetzung zu tragen. Es muss davon ausgegangen werden, dass in diesem Krieg mehr als 55 Millionen Menschen ihr Leben verloren haben.

 

 

 

Die Stadt Kassel ist am 22. Oktober 1943 das Ziel eines schweren Bombenangriffs. Sie ist als Standort verschiedener Rüstungsbetriebe und als Sitz des Generalkommandos des IX. Armeekorps ein Vorrangziel der britischen Bombergruppen. Insgesamt werden 486 Maschinen mit zusammen 1.841 Tonnen Bomben eingesetzt, die von Flugplätzen in Südengland gestartet werden. Um 20.45 Uhr fallen die ersten Bomben. Die Bilanz dieses Angriffs ist der Verlust von mehr als 12.000 Menschenleben und die Einäscherung einer Fläche von etwa fünf Quadratkilometern. Auch Menschen aus Obermeiser sind unter den Opfern. Der Feuerschein über der brennenden Stadt kann nach Erzählungen von Zeitzeugen bis in unser Dorf gesehen werden.

Von der Luftabwehr getroffen, muss einer der britischen Bomber an der Gemarkungsgrenze zwischen Obermeiser und Westuffeln (Oppermanns Berg) notlanden. Die zu Tode gekommenen britischen Flieger werden zunächst in Westuffeln bestattet, um dann später auf einen anderen Friedhof umgebettet zu werden.

Um den Einwohnern unseres Dorfes Schutz vor den Luftangriffen zu ermöglichen, werden im Linderfeld (am Standort der so genannten "Grünen Bank") zwei Stollen seitwärts in den Tannenmühlenberg getrieben. Es bleibt damit bei einer eher symbolischen Geste, denn bedeutsamen Schutz können diese Erdbunker nicht bieten. Die Stollen werden später von den Amerikanern gesprengt und man kann heute sogar noch den Einschnitt in die Flanke des Berges sehen bzw. erahnen.

 

 

 

 

 

Am Osterwochenende (01./02.04.) des Jahres 1945 werden große Teile des Altkreises Hofgeismar von den Truppen der 2. US-Infanteriedivision (Kommandeur war Generalmajor Walter M. Robertson) eingenommen. Obwohl abzusehen ist, dass der Krieg für Deutschland bereits verloren ist, leisten an verschiedenen Stellen noch kleinere Restverbände der Wehrmacht und der Waffen-SS erbitterten Widerstand.

 

Während in Hofgeismar am 05. April von einem Zug der 2. Kompanie der schweren Panzerabteilung 507 (ausgerüstet mit so genannten Jagdpantern) noch drei amerikanische Panzer abgeschossen werden, greifen die Reste einer deutschen Einheit am 01. April einen amerikanischen Spähtrupp bei Calden an. Mehrere Häuser werden daraufhin von den Amerikanern in Brand geschossen.

 

Obermeiser bleibt von den Kampfhandlungen weitestgehend verschont. Obwohl bereits erste Vorauskommandos der Amerikaner im Dorf stehen, versucht eine Restgruppe deutscher Soldaten, die ihre Fahrzeuge im Bereich der unteren Mühle (Bringmann) abgestellt hat, durch das Bachbett der Warme in den Ort einzudringen. In Höhe der heutigen Landesstraße (Brücke) über die Warme kommt es zu einem Schusswechsel. Im Balkenwerk verschiedener Gebäude lassen sich heute noch die Einschusslöcher der Infanteriegeschosse auffinden. Bei der Besetzung des Bürgermeisteramtes (im Wohnhaus des Bürgermeisters Dietrich Lohne) haben die Amerikaner einen schwer verwundeten Soldaten bei sich, der in der Küche des Hauses die erste medizinische Versorgung erhält.

 

 

Die Menschen in Obermeiser haben für den grauenhaften Weltkrieg einen furchtbaren Blutzoll zu entrichten. Insgesamt 55 Menschen sind gefallen, vermisst oder waren Opfer des Bombenkriegs. Auf dem Friedhof in Obermeiser befindet sich das Ehrenmal für die Opfer im 2. Weltkrieg (1939 - 1945).

 

 

 

 

Den Opfern 1939 - 1945

 

Es sind gefallen:

 

Emil Neumeyer + 16.06.1940

Albert Lohne + 15.08.1941

Wilhelm Fehling + 22.01.1942

Josef Hofer + 29.03.1942

Walter Göttlicher + 25.05.1942

Hermann Neumeyer + 22.07.1942

Wilhelm Heer + 28.09.1942

Mathias Ottenbreit 06.07.1943

Ludwig Wagner + 17.08.1943

August Aschoff + 18.08.1943

Johann Hammer + 11.02.1944

Wilhelm Fleischer 25.03.1944

Karl Göttlicher + 25.03.1944

Anton Drahziel + 23.07.1944

Karl Sünder + 29.07.1944

Wilhelm Claus + 20.09.1944

Ferdinand Herd + 25.11.1944

Karl Luttropp + 04.12.1944

Katharina Ottenbreit + 01.01.1945

Otto Heer + 08.03.1945

Kurt Bardtke + 15.03.1945

Jos. Peer + 16.07.1944

Heinrich Langendorf + 24.03.1945

 

 

 

Es blieben vermisst:

 

Willibald Hettler + 02.11.1941

Wilhelm Szesny + 20.11.1942

August Schmidt + 25.12.1942

Erich Sünder + 01.01.1943

Paul Krisedat + 26.06.1944

Karl Jordan + 20.07.1944

Willi Humburg + 02.08.1944

Heinrich Lohne + 06.08.1944

Karl Hold + 18.04.1944

Wilhelm Hold + 23.08.1944

Willi Wolff + 01.011.1944

Fritz Hold + 03.02.1945

Fritz Lohne + 22.02.1945

Wilhelm Neumeyer + 06.02.1945

Arthur Sittig + 14.02.1945

Willi Richeling + 20.02.1945

Günther Leck + 05.03.1945

Heinrich Lindemann + 05.03.1945

Fritz Schmidt + 05.03.1945

Robert Prosser + 15.03.1945

Georg Claus + 01.05.1945

 

 

 

 

 

Es starben:

 

Edgar Göttlicher + 08.09.1940

Georg Zuschlag + 15.10.1941

Fritz Hold + 01.04.1944

Hermann Bringmann + 14.03.1945

August Zuschlag + 25.06.1945

Karl Thiele + 27.01.1945

 

Den Toten des Bombenkrieges:

 

 

Anna Hold + 23.10.1943

Gretchen Seydler, geb. Kurz + 23.10.1943

Ludwig Stiehl 22.09.1944

Else Sippel + 20.09.1944

 

Vergiss mein Volk die treuen Toten nicht!

 

 

 

Das Ehrenmal enthält auch die Namen der Verstorbenen, deren Angehörige als Flüchtlinge während und nach dem Krieg in Obermeiser Zuflucht gefunden haben. In ihrer Heimat bestand durch Flucht und Vertreibung keine Möglichkeit mehr, für ihre Verstorbenen und Gefallenen eine Stätte der Erinnerung und Mahnung zu schaffen.

 

Deutschland wird von den Siegern - bereits vor Inkrafttreten der bedingungslosen Kapitulation - in Besatzungszonen aufgeteilt. Insbesondere in den westlichen Zonen müssen unzählige Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten aufgenommen werden.

 

 

Neben den Flüchtlingen sind bei Kriegsende auch viele entlassene oder versprengte Soldaten unterwegs, die versuchen, nach Hause zu gelangen. Viele dieser Soldaten erhalten auch in Obermeiser kurzfristig Unterschlupf und Verpflegung.

 

Zeitzeugen berichten aber auch darüber, dass ein Bewohner des Dorfes mehrere sich versteckt haltende deutsche Soldaten an amerikanische Militärpatrouillen verraten hat. In Hohenborn werden zwei deutsche Landser beim Ãœberqueren einer Weide durch amerikanisches Militär erschossen.

 

Die Not der Menschen ist groß. Die Wohnungsnot führt dazu, dass in viele Häuser in Obermeiser zusätzlich zur den eigentlichen Bewohnern noch Flüchtlinge zugewiesen werden müssen. Waren es zu Beginn des Krieges noch Evakuierte aus dem Saarland kommen die Flüchtlinge und Vertriebenen jetzt meist aus Ostpreußen, Schlesien, dem Sudetenland und aus Ungarn. Die Einwohnerstatistik von Obermeiser weist wenige Jahre nach Kriegsende 249 Vertriebene aus.

 

 

 


 

 

 

 

 

 

Der 2. Weltkrieg und die Zeit des Nationalsozialismus sind vorbei. Mit dem Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus im Jahre 1946 wird versucht, die Bevölkerung in Täter, Mitläufer und Unbelastete zu unterteilen. Dies geschieht mit Hilfe einer umfangreichen Fragebogenaktion. Ob und in welchem Rahmen alle Angaben der Bewohner korrekt waren und ob diese einer eingehenden Überprüfung standgehalten hätten, sei dahingestellt. 

Im Jahre 1950 errichtet die Gemeinde Obermeiser ein neues Schulhaus. Bei diesem Gebäude handelt es sich um das dritte Schulhaus der neueren Zeitrechnung in Obermeiser. Während das erste bekannte Schulhaus (ehemaliges Bürgermeisteramt) im Kirchweg angesiedelt war, wurde als zweites Schulhaus (Wohnhaus von Horst Finis) ein Gebäude an der Warburger Straße genutzt.

Das Jahr 1961 bringt eine weitere große Veränderung für das Dorf mit sich. Die neue Trasse der Bundesstraße 7 schafft eine Ortsumfahrung und beschert dem Dorf so die dringend erforderliche Verkehrsberuhigung. Am 01. August 1972 wird die Gemeinde Obermeiser durch Landesgesetz an die Großgemeinde Calden angeschlossen (eingemeindet). Nachdem das alte Predigerhäuschen auf dem Friedhof Obermeiser baufällig war und entfernt werden musste, konnte im Jahre 1972 eine neue Friedhofshalle ihrer Bestimmung übergeben werden. In den 60er Jahren wird auch ein weiteres Problem des Dorfes Obermeiser - zumindest scheinbar - gelöst. Der Bachlauf der Warme hatte dem Ort bei starken Regenfällen über viele Jahrhunderte hinweg Überschwmmungen beschert. Durch die Regulierung der Warme und die Einbettung des Bachlaufes in ein so genanntes Trogbauwerk konnten die Überflutungen der Häuser (meist der Keller- und Untergeschosse) weitgehend vermieden werden. Diese trügerische Sicherheit hielt nur bis zum 08.06.1984 (Freitag). Starken Regenfälle im oberen Teil des Warmetales bescherten dem Dorf Obermeiser ein Jahrhunderthochwasser. Die Wassermassen stiegen teilweise bis zu einer Höhe von einem Meter über die Oberkante des Trogbauwerkes (Ufermauern) und überschwemmten weite Teile des Dorfes. Bei den Bergungs- und Rettungsarbeiten waren viele Einsatzkräfte der Feuerwehr aus den Nachbarorten im Einsatz. Die Sachschäden sind erheblich. Das Jahr 1984 bringt aber noch weitere Veränderungen mit sich. Aus ungeklärter Ursache war im Februar die Mühle Werner in Flammen aufgegangen. Die Gebäude werden durch Feuer und Löschwasser so stark beschädigt, dass sie abgerissen werden müssen. Das Wohnhaus wird von Georg Werner und Söhnen im Fachwerkstil wieder aufgebaut. 1984 entsteht in der Buttenstraße im Rahmen eines Bauherrernmodells (Gemeinde Calden und Kreissparkasse Hofgeismar) das neue Feuerwehrhaus nebst Zweigstelle der Sparkasse.  

 

Der Schützenverein 1695 Obermeiser feiert im Jahre 1985 im Rahmen eines Kreisschützenfestes sein 300 jähriges Bestehen. Der Verein trägt im Namen zwar die Jahreszahl 1695, im Protokollbuch war jedoch bereits eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1685 aufgefunden worden. Obwohl Aufzeichnungen aus früherer Zeit nicht mehr vorhanden sind, muss davon ausgegangen werden, dass der Verein noch älter ist. Die Notwendigkeit, im Dorf eine Schützengesellschaft aufzustellen, dürfte bereits in der Zeit des 30jährigen Krieges (1618 - 1648) entstanden sein.

 

 

(Fortsetzung folgt) 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Holger Neumeyer

 

 

 

Obermeiser, im März 2009

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